Man sieht oft Gitarristen rechts vom Schallloch spielen. Aber ich habe bemerkt, dass das Spielen näher am Hals viel angenehmer ist. Es erzeugt einen wärmeren und volleren Klang und kann die Lautstärke erhöhen.
Im Prinzip ist es ein Stilmittel in der Tonerzeugung auf der klassischen Gitarre, neben dem zentrierten Spiel mit der rechten Hand auch weiter zum Hals zu gehen, um leisere und wärmere Töne zu erzeugen und andersrum auch mehr zum Steg zu gehen, um leisere und kältere/stakkatomäßge Töne zu erzeugen. Je nachdem, wie es eben zum Spiel passt (häufig wird bei Wiederholungen von Passagen so ein gewisser Ausdruck verliehen). Aber ich gebe dir recht, ich sehe auch immer wieder Gitarrenspieler, die von Haus aus in ihrem Grundspiel zu weit rechts, also näher am Steg spielen. Damit spielen sie für mich nicht im Klangoptimum.
ich denke entscheidend ist, welchen klanglichen Charakter du einem Stück oder einer Passage in einem Stück geben willst bzw. solltest. Ich nutze diese vielfältigen Möglichkeiten eigentlich viel zu wenig. Gerade bei der südamerikanischer Musik (z.B. Tango) liegt in dem Spiel zwischen eher einem harten, knalligem Ton (nahe am Steg) und warmen, gefühlvollem Klang (näher am Hals) ein reizvoller Kontrast.
Peters und Michaels Ausführungen ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen außer vielleicht noch die Fachbegriffe, die man so als Spielanweisung gelegentlich auch in den Noten findet.
Sie lauten Sul Tasto (am Griffbrett) und Sul Ponticello (am Steg)!
Als "Standard" hat sich wohl der untere Schalllochrand als Spielposition für die rechte Hand etabliert. Das ist etwa in der Mitte zwischen Steg und 12. Bund. Von hier ausgehend haben wir den ganzen Bereich vom Steg bis zum 12. Bund zur Verfügung um unterschiedliche Klangfarben zu erzeugen. Dies sollte auch genutzt werden, ansonsten kann es passieren, dass Zuhörer wie Ausführende vor lauter Langeweile einschlafen.
Okay, das ist zugegebenermaßen überspitzt formuliert, Asche auf mein Haupt. Aber viele Gitarristen nutzen diese Möglichkeiten wenig bis fast gar nicht. Interpretation lebt auch von Klangfarben, und man muss nicht mal in die Extremen gehen, um den Klang zu variieren. Und ich würde es keineswegs nur bei südamerikanischer Musik verorten. Auch ein Barockstück lebt auf, wenn man farbig "registriert".
Es ist aber auch von der (Klang-) Qualität der Gitarre abhängig, wie stark die Unterschiede der Anschlagsposition auch zu Unterschieden in den Klangfarben führen.
Über dem Schallloch, über dem Griffbrett, hinter dem Schalloch und nah am Steg sollte jede Gitarre unterschiedlich klingen. Das geht selbst mit billigsten Schülergitarren.
Je kürzer die Mensur, desto schwieriger wird es allerdings, das ist richtig. Eine Oktavgitarre am Steg zu spielen ist wenig hilfreich (und noch weniger schön). Beim Bass gehe ich auch nicht über das Griffbrett.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht ganz, worauf Jozef exakt hinaus will!
Das sogenannte "Registerspiel" (d.h. der Wechsel der Klangfarben der Gitarre und die damit ggf. einhergehende Veränderung der Anschlagstechnik) wird einem Schüler schon ganz früh in der klassischen Ausbildung beigebracht.
Das hat mit "angenehmen" oder "unangenehmen" Gefühl beim Spielen nichts zu tun, sondern mit der Abwechslung des Vortrags, z.B. bei Wiederholungen.
Ich denke, Jozef meint das, was ich auch schon oft bei anderen beobachtet habe und was ich bei mir selbst auch manchmal feststelle: Manche Gitarristen spielen schon in Grundposition näher am Steg oder wandern beim Spielen etwas in dessen Richtung ab.
Es ist aber schwer zu beurteilen, ob das als Mittel zur eigenen Klangfärbung wirklich gewollt ist oder nicht. Der wärmste, vollste und lauteste Klang ist eben nicht immer gewünscht.
@ Charlie: Das ist nicht nur von der Gitarre abhängig, sondern kann auch sogar von den Saiten abhängen! Ich hatte 'mal Chinasaiten ausprobiert, die das Registerspiel nahezu unbeeindruckt ließ :-)
Hier ein Beispiel von vielen, wo die Registerwechsel sehr gut zum Stück passen:
Zitat von commissario im Beitrag #8Es ist aber schwer zu beurteilen, ob das als Mittel zur eigenen Klangfärbung wirklich gewollt ist oder nicht.
Man darf dabei die Anatomie nicht unberücksichtigt lassen. Die Länge des Oberarmes, Unterarmes und Oberkörpers bestimmen die Position der Hand mit. Es braucht eine gewisse Bequemlichkeit, um locker und leicht und frei spielen zu können. Es ist also wie fast immer ein komplexes System.
Zitat von Peter im Beitrag #2Gitarrenspieler, die von Haus aus in ihrem Grundspiel zu weit rechts, also näher am Steg spielen. Damit spielen sie für mich nicht im Klangoptimum.
Oft liegt es daran, dass die Gitarre in der Grundposition zu weit links von der Körpermitte steht. Dann fühlt es sich auf Dauer natürlich angenehmer an, wenn die rechte Hand näher am Steg spielt. Bei jeder Bewegung der rechten Hand nach links, Richtung Hals, entsteht nämlich Druck in der rechten Schulter, ein leichtes Quetschgefühl im Schultergelenk. Deshalb empfehle ich, die Gitarre grundsätzlich etwas rechts von der Körpermitte zu positionieren. Dann fühlt es sich für die rechte Schulter am angenehmsten an, wenn die rechte Hand relativ mittig steht, also wenn man „im Klangoptimum“ spielt, wie du sagst.
ich weiß auch nicht, worauf Jozefs Frage abzielt, kann aber bestätigen, dass das im Unterricht gelehrt wird. Ich habe gelernt, dass Töne die mit großem Register (ist das korrekt ausgedrückt?) also quasi zwischen Schallloch und Steg härter und lauter klingen. Ich habe es als Stilmittel kennen und schätzen gelernt, um sehr einfachen Stücken z. B. in Wiederholungspassagen einen anderen Ausdruck/ anderen Charakter zu verleihen. Gerade als Anfängerin mochte ich das gern, weil es einfach den Möglichkeitsraum mit geringen Notenkenntnissen oder (noch) fehlender Lagenkompetenz erweitert.
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27.08.2024 13:40
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