Zitat von ollo im Beitrag #14Man kann halt die Physik nicht überlisten.
Das ist vermutlich der entscheidende Punkt! User bka1234 (die genauen Zahlen weiß ich gerade nicht 😉 ) spricht oft von „full body sound“, das findet hier dann früher oder später seine Grenzen …
Zitat von ollo im Beitrag #16Lohnt sich ein erhöhtes (elevated) Griffbrett?
Ich habe sowohl Gitarren mit und ohne erhöhtes Griffbrett. Ich muss ehrlich sagen, dass ich keinen Unterschied in der Bespielbarkeit für mich feststelle, bin aber auch kein häufiger Turner auf den ganz hohen Lagen. Ich habe normalgroße Finger. Es gibt ja auch unterschiedliche Ausmaße der Griffbretterhöhung, manche finde ich so überzogen, dass ich sie rein optisch nicht mag (ich hatte schon mal ein Bild gepostet).
Was mir ein Gitarrenbauer mal erzählt hat: der Bereich, an dem das Griffbrett auf den Korpus aufgeleimt ist (also ab dem 13. Bund) ist problematisch, weil sich durch die Verbindung zweier sehr unterschiedlicher Hölzer (meist Ebenholz und Fichte oder Zeder) Spannungen ergeben, wenn die Hölzer über die Zeit unterschiedlich arbeiten. Das macht sich dann in den häufiger vorkommenden kleinen Längsrissen im Deckenholz entlang des Griffbretts oben und unten bemerkbar. Dadurch, dass bei erhöhten Griffbrettern hier noch ein anderes Holz unterlegt ist, sei diese Problematik zumindest abgemildert. Vielleicht können die Gitarrenbauer hier im Forum dies kommentieren, danke.
Zitat von Hugo im Beitrag #8Ich frage mich noch dazu, ob man eine Fichtendecke u.U. auch verschlechtern kann bzw ob man sie zerstören kann - Alptraum. Das Thema ist auf jeden Fall interessant 8) Gruß, Ugo
Es gibt Empfehlungen zum Einspielen, die von normalem Spielen (hört man immer wieder von Profis) bis hin zu Apreggios (Empfehlung von Bernd) und agressivem Strumming mit Slide (Stahlsaiten-Fraktion) reichen. Letzteres habe ich früher einmal ausprobiert, die Gitarre sollte sich so innerhalb einer Stunde (!) über alle Bereiche öffnen. Das Resultat war eine völlig übersteigert empfindliche Decke mit eklig übersteigerten Obertönen, die sich erst nach vielen Monaten wieder beruhigt hat. Ja, man kann durch falsches Einspielen Schaden anrichten!
Was mir ein Gitarrenbauer mal erzählt hat: der Bereich, an dem das Griffbrett auf den Korpus aufgeleimt ist (also ab dem 13. Bund) ist problematisch, weil sich durch die Verbindung zweier sehr unterschiedlicher Hölzer (meist Ebenholz und Fichte oder Zeder) Spannungen ergeben, wenn die Hölzer über die Zeit unterschiedlich arbeiten. Das macht sich dann in den häufiger vorkommenden kleinen Längsrissen im Deckenholz entlang des Griffbretts oben und unten bemerkbar. Dadurch, dass bei erhöhten Griffbrettern hier noch ein anderes Holz unterlegt ist, sei diese Problematik zumindest abgemildert.
Deshalb findet sich bei den meisten Gitarren in diesem Bereich zwischen Halsfuß und oberer Traverse noch ein Querbalken oder eine ähnliche Querverstärkung der Decke um das Reißen entlang des Griffbretts zu verhindern. Nur um die Spannungen hier zu mindern wäre ein erhöhtes Griffbrett schon ein enormer Aufwand. Ich glaube, dass ein erhöhtes Griffbrett einfach ein Merkmal "moderner" Gitarren ist. Ob es wirklich etwas bringt muss jeder Gitarrist für sich entscheiden.
Zitat von Johann A. W. im Beitrag #20… Deshalb findet sich bei den meisten Gitarren in diesem Bereich zwischen Halsfuß und oberer Traverse noch ein Querbalken oder eine ähnliche Querverstärkung der Decke um das Reißen entlang des Griffbretts zu verhindern. …
Weißgerber hat das durch ein frei schwebendes Griffbrett gelöst. Dabei ist der Luftspalt so klein, dass es kaum auffällt, wenn man nicht darauf gestoßen wird bzw. feststellt, dass man ein Blatt Papier zwischen Decke und Griffbrett schieben kann. Keine Ahnung wie er das gemacht hat und ob jemand das in dieser Form weitergeführt hat?!
In ähnlicher Form erlebt das bei den wieder neu aufkommenden, geschraubten Hälsen ein Revival, so zum Beispiel bei Smallman oder Trevor Gore, aber auch (wenigen) anderen.
In irgendeiner Art und Weise gibt es das "freischwebende Griffbrett" bei einigen älteren deutschen Instrumenten, z.B. bei Max Klein (siehe unten) oder bei den Billig-Hopfens mit angeschraubtem Hals. Wobei - anders als bei vielen aktuellen Konstruktionen - der Korpus bei den älteren zum Hals hin nicht besonders dünner wird. Da sehe ich einen zentralen Unterschied. Die Klein lässt sich für mich nicht besser/schlechter bespielen, als andere normale Instrumente; bei der Hopf ist es insofern etwas besser, wie der Hals ohne Halsfuß angesetzt ist.
rwe
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
Irgendwie kann ich nicht so recht nachvollziehen, was ihr da sagt. In hohen Lagen - 15.-17. Bund - hapert es an meiner Spielfähigkeit, den Ton stets schön rauszubringen. Wenn ich lange rumfingere, dann klingt der Ton auch dort noch recht gut. Ein wenig dumpfer als 12 Bünde tiefer, ja, das trifft zu. Aber nicht extrem.
Ich persönlich bin ein traditioneller Typ. Sowohl im Alltag, als auch in allem, was mit (klassischer) Gitarre zu tun hat.
Was die erhöhten Griffbretter betrifft, mag sein, dass das Spielen in höheren Lagen auf ihnen etwas einfacher macht. Das stimmt. Es ist aber auch nicht unmöglich auf "nicht erhöhten" Gitarren. Mein Argument ist, dass die meisten oder die große Mehrheit der Kompositionen von Komponisten geschrieben wurden, die klassische Griffbretter spielten.
Bei Tárregas Präludium Nr. 5 in E-Dur habe ich zum ersten Mal versucht, in sehr hohen Lagen zu spielen. Damals dachte ich nicht daran, mir eine neue Gitarre mit erhöhtem Griffbrett zu kaufen, weil es ein technisches Problem gab. Ich zog es vor, so lange zu üben, bis es funktionierte.
Ein ähnliches Beispiel findet sich in Barrios' La Catedral (Präludium), wo es unter anderem in Takt 11 einen Griff gibt, der auf den ersten Blick 'unmöglich' ist, aber bei längerem Spielen auch auf einer normalen Gitarre vertraut wird.
Diese Weigerung meinerseits, das erhöhte Griffbrett in die Hand zu nehmen, ist, soweit ich weiß, ziemlich weit verbreitet. Sie lässt solche Gitarren auch nicht besser aussehen. Und Komponisten komponieren eher keine Stücke, die nach den höchsten Lagen greifen - es scheint, dass sich die Neuheit nicht so sehr durchgesetzt hat, dass sie die gängige Praxis verändert.
Narciso Yepes führte die zehnsaitige Gitarre aus einem bestimmten Grund ein, nämlich um sie leichter spielbar zu machen, und selbst das hat (von einigen Ausnahmen abgesehen) die Einführungszeit nicht überlebt...
Hi, das erhöhte Griffbrett wurde eingeführt, um den Halswinkel zu verändern und damit eine aggressivere Attacke der Saite zur Decke zu ermöglichen. Wenn man eine Gitarre auf Augenhöhe hebt, mit flach gehaltenem Korpus (parallel zum Fußboden), erkennt man, dass der Winkel zwischen Griffbret/Saitenebene und Gitarrendecke anders ist, als beim Normalbau. Die extreme Verwirklichung dieser Idee findet man bei der Harfe, da trifft die Saite mit einem extremen Winkel auf die Decke. Irgendein Schlaumeier hat dann eine verbesserte Bespielbarkeit ober halb des 12. Bundes erwähnt, seitdem wird das fleissig nachgeplappert wie z.B. auch das Statement "Zederndecken spielen sich nicht ein" oder "Ahorn erzeugt als Korpusholz nicht so einen Wumms" etc. Wird aber auch nach tausendfacher Wiederholung nicht zutreffender. Jörg Wagner
Zitat von Jörg Wagner im Beitrag #25Irgendein Schlaumeier hat dann eine verbesserte Bespielbarkeit ober halb des 12. Bundes erwähnt
Ich habe den direkten Vergleich hier, eine Gitarre mit, zwei ohne erhöhtem Griffbrett. Es ist rein subjektiv, aber mir fallen die obersten Lagen auf dem erhöhtem Griffbrett leichter. Bei mir fällt die Zarge etwas ab, möglicherweise ist es auch das.
Zitat von Jörg Wagner im Beitrag #25Hi, das erhöhte Griffbrett wurde eingeführt, um den Halswinkel zu verändern und damit eine aggressivere Attacke der Saite zur Decke zu ermöglichen. Wenn man eine Gitarre auf Augenhöhe hebt, mit flach gehaltenem Korpus (parallel zum Fußboden), erkennt man, dass der Winkel zwischen Griffbret/Saitenebene und Gitarrendecke anders ist, als beim Normalbau. Die extreme Verwirklichung dieser Idee findet man bei der Harfe, da trifft die Saite mit einem extremen Winkel auf die Decke. Irgendein Schlaumeier hat dann eine verbesserte Bespielbarkeit ober halb des 12. Bundes erwähnt, seitdem wird das fleissig nachgeplappert wie z.B. auch das Statement "Zederndecken spielen sich nicht ein" oder "Ahorn erzeugt als Korpusholz nicht so einen Wumms" etc. Wird aber auch nach tausendfacher Wiederholung nicht zutreffender. Jörg Wagner
Danke Jörg für diesen Beitrag, ich hatte vorher davon noch nichts gehört. Harald und ich haben uns daraufhin ausgetauscht und wir haben diesen sehr interessanten älteren Thread im Delcamp-Forum dazu intensiv diskutiert: https://www.classicalguitardelcamp.com/viewtopic.php?t=47309
Wenn ich die Inhalte richtig lese, dann muss man zumindest ergänzen: Es gibt zwei Bauweisen, wie man erhöhte Griffbretter erzeugen kann: 1) durch komplette Veränderung der Neigung der gesamten Decke, so wie Thomas Humphrey dies gemacht hat. Hierbei kommt der von dir erwähnte Effekt zustande oder 2) durch Abflachung der Zargen im Griffbrettbereich, welche eine Neigung der Decke erzeugt und damit das erhöhte Griffbrett. Bei diesem Prinzip ändert sich der Saiten/Deckenwinkel nicht. Bei allen meinen Gitarren mit erhöhtem Griffbrett ist das Prinzip 2) angewandt.
Übrigens nebenbei: in dem sehr langen Referat von Alan Carruth in dem Thread geht er auch auf die verschiedenen Arten ein, die Saiten mit der rechten Hand zur Schwingung zu bringen: Schwingungen vertikal zur Decke und Schwingungen parallel zur Decke und welchen unterschiedlichen Einfluss diese auf die Energieübertragung haben. Sehr interessant !! Wir hatten diese Diskussion hier im Forum an anderer Stelle ja auch schon mal.
Zitat von Jörg Wagner im Beitrag #25…wird das fleissig nachgeplappert wie z.B. auch … Wird aber auch nach tausendfacher Wiederholung nicht zutreffender. Jörg Wagner
Vielen Dank für Deine Anmerkungen, es ist sehr spannend, was Du berichtest und andeutest!!! Es ist tatsächlich erstaunlich, dass es immer wieder zu ganz unterschiedlichen Einschätzungen kommt, an denen sich die Gemüter dann mitunter auch reiben. Hast Du, Jörg, evtl. Interesse, auf die eine oder andere dieser Wiederholungen in eigenen Themen näher einzugehen, und von Deinen Erfahrungen mehr zu berichten?
Hallo Charlie, na ja, ich habe durch Erfahrung gefunden, dass die meisten Statements nicht meinen Wahrnehmungen entsprechen, und ich spiele schon so lange extrem engagiert Gitarre und unterrichte auch schon so lange, ich vermute, dass meine entsprechenden Werte nur von Eliseo überboten werden, mein statistisches Material erlaubt es mir, quer zu manchen Strömungen zu stehen. Ansonsten beteilige ich mich natürlich gerne im Sinne Deiner Anregung. Mit dem Alter wird man da aber auch etwas milder...... Jörg
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11.08.2024 00:29
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